Dienstag, 13. November 2012

Used to Lie - Der YouTube-Film

Filmkritik

Das ist also „Used to Lie“, der „Youtube-Film“. Tagelang beworben, mit einem fantastischen Trailer und mit namhaften Youtubern wie Lord Abbadon, oder PhunkRoyal.

Eigentlich wollte ich den Film in der Luft zerreißen, weil er so schlecht ist. Wie gesagt: eigentlich. Die ersten anderthalb Stunden sind auch nicht wirklich besonders. Die besten Szenen kommen schon im Trailer vor, die Kameraführung ist schlecht, manchmal sind die Darsteller nur halb im Bild, das Bild wackelt, bzw. zittert, wenn sich der Kameramann auf einem Geländer abstützt. Gerade am Anfang sind die Bilder sehr dunkel, oder überbelichtet und immer wieder stellt der Autofokus der Kamera auf den Hintergrund um. Die unruhige Kameraführung wird gerade in den Close Ups deutlich, wenn die Gesichter über den gesamten Bildschirm Hüpfen. Zudem folgt immer wieder die Kamera einer Bewegung, die eigentlich im Bildausschnitt Platz haben sollte.
Auch der Ton lässt zu wünschen übrig. Die Tonübergänge zwischen den Kameraeinstellungen sind zu hart und hätten mit einem einfachen Crossfade leicht entschärft werden können. Absolut schlecht ist das „Handyrauschen“ bei Minute 31. Das hätte eigentlich schon während des Drehs auffallen müssen.
Der Schnitt ist dafür richtig gut geworden. Die meisten Schnitte sind weich und fügen sich in das Bild ein, ohne groß aufzufallen. Gerade die „Partyszenen“ sind mit den überlagernden Bildern sehr gut dargestellt. Den Cuttern ist es gelungen durch ihren Schnitt, dem Film in den entscheidenden Szenen die richtige Stimmung zu geben.

Mankos gibt es aber wiederum beim Drehbuch und den Schauspielern. Natürlich muss man in Betracht ziehen, dass „Used to Lie“ ein low-Budget-Film mit Amateurdarstellern ist. Aber trotzdem muss es möglich sein, dass die Dialoge nicht wie auswendig gelernt rüberkommen. Marco und Sonja, die Darsteller der Hauptpersonen Nikolai und Emily schaffen es, den Zuschauer vergessen zu lassen, dass sie schauspielern. Der Rest teilweise. Gerade Jo, der Darsteller von Nikolais Vater, wirkt sehr Hölzern und seine Stimme klingt oft übertrieben. Generell haben die Dialoge immer wieder Durchhänger und sind hin und wieder ausbaufähig. Auch die Handlung ist nicht immer ganz authentisch. Es sind zwar keine erzwungenen Wendungen erkennbar, trotzdem scheint die Handlung manchmal zugunsten des Tempos zurechtgebogen zu sein.

Was hingegen stark ins Auge springt ist, dass die Grillparty Szenen beinhaltet, die nicht zur Handlung passen. Die Darsteller albern untereinander herum und verhalten sich nicht, wie ihre Rolle es verlangt. Zwei Mal hört man sogar den Kameramann sprechen. Diese Szenen gehören eindeutig in ein extra Video, wie etwa ein Making-Of. Generell sind die Vorbereitungen für die Grillparty im Film zu lang. Natürlich ist es schön lachende Menschen zu sehen, aber durch zu viele unnötige Szenen wird die Handlung stark verzögert.

Das Ende passt in die Handlung und kommt nicht allzu überraschend. Die Auflösung des Filmes ist nicht unbedingt spektakulär und lässt einige vorangegangene Szenen stark übertrieben erscheinen. Das Happy End fügt sich in die Handlung ein und wirkt nicht wie bei manchen Hollywoodfilmen zurechtgestutzt. Um das Ende runder zu machen, hätte das Verhältnis zwischen Nikolai und seinem Vater, sowie die Rolle des Kollegen Johannis besser beleuchtet werden müssen.

Fazit: Ein Amateurfilm, der weniger hält, als sein Trailer verspricht. Die schlechte Kameraführung und der schlechte Ton werden durch den guten Schnitt kaschiert. Einige Nebendarsteller wirken hölzern und gezwungen, die beiden Hauptdarsteller spielen ihre Rolle aber sehr gut. Alles in allem eine runde Handlung, die keine überraschenden Wendungen bringt, aber im Großen und Ganzen durchaus logisch und interessant ist.

Und für alle die den Film sehen wollen, hier ist er: 

2 Kommentare:

  1. Eine sehr gute und treffende Kritik, allerdings muss ich dir beim Punkt, dass die Hauptcharaktere (Nikolai und Emily) ihre Rollen am besten spielen. Tatsächlich finde ich diese beiden mit am schlechtesten, stattdessen spielt meiner meinung nach Maximilian Ensikat ("Johannes"/"PhunkRoyal") seine Rolle am besten.
    Maximilian studiert im wahren Leben übrigens etwas im Bereich Theater, wenn ich das richtig verstanden habe, was man bei ihm auch sehr eindeutig merkt und ich vermute, dass wenn einer der Schauspieler es noch zu etwas bringen sollte, er es sein wird.
    Fehler wie z.B. das Handyrauschen "zerstören" die Atmosphäre des Films stark, abgelesene oder offenbar auswendig gelernte Texte ebenso.
    Zusätzlich bemerkt man die unterschiedlichen Aufnahmegeräte im Ton (teils direkt über Kamera, teils über externe Aufnahmegeräte? Auf jeden Fall verschiedene Tonqualitäten und Rauscheinstellungen, teils zu dumpf...).

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  2. *wiedersprechen. Wort im ersten Satz vergessen, mist :D

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